Liebes Krankenhaus,
heute begann um 8 Uhr mein erster Arbeitstag. Mit frisch gewaschenem und auf Falte gebügeltem Kittel und bewaffnet mit allem nur erdenklichen Handwerkszeug des zukünftigen Neurologen (Reflexhammer, Stethoskop und natürlich einer von der Pharmafirma gesponserten Augenleuchte) machte ich mich auf den Weg.
Und dann hieß es warten, auf die allmorgendliche Frühbesprechung. Diese findet jeden Tag statt und wie auch schon in meinem ersten PJ-Tertial in der Inneren Medizin im Klinikum Holzhausen, werden hier jeden Morgen Patienten vorgestellt, die kein Mensch kennt und bei denen auch die wichtigen Informationen einfach im Alltagstrott und hauptsächlich im verschlafen-monotonen Vortragston der Ärzte untergehen. Einen Lichtblick gibt es aber, unseren Radiologen. Er ist aus Spanien und kommt jeden Morgen mindestens 7 Minuten zu spät. Wenn er dann zur Tür hereinkommt, ruft er fröhlich „Guten Morgen“ und setzt sich an den PC, um die Röntgenbilder der vorgestellten Patienten zu besprechen. Nur meistens sind die Ärzte schon längst mit ihrer Besprechung durch, wenn Pédro seinen Windows-Rechner hochgefahren hat.
Dann werde ich auf die Station 6 eingeteilt und habe damit schon gleich den Jackpot gezogen – Privatstation! Also auf jeden Fall wird eine Luxuskaffeemaschine hier vorhanden sein. Es geht es natürlich gleich ans Blutabnehmen bei den ganzen Privatpatienten (die sich dann über den doch so schlechten Privatservice hier auf Station beschweren). Es ist überall das Gleiche, zumindest habe ich immer das Gefühl, dass vor allem Privatpatienten nicht im Krankenhaus sind, weil es ihnen schlecht geht, sondern weil sie mal Urlaub machen wollen. Und das zieht sich dann auch den ganzen Tag so durch. Aber am Nachmittag kommt ein neuer Assistenzarzt auf die Station (ich habe ihn natürlich nicht nur auf Grund seines sexy Backenbartes sofort zu meinem neuen Mentor auserkoren). Er wird mir morgen den Ablauf auf Station zeigen und hat mir schon eine Lumbalpunktion versprochen.
Fräulein Licht (25) studiert Medizin in Münster und hat Ende 2015 ihr Praktisches Jahr an der Klinik begonnen. Alle Blog-Inhalte beruhen auf den Erfahrungen der Bloggerin im PJ und geben nicht die Meinung der Redaktion wieder. Die Namen von eventuell vorkommenden Personen wurden geändert.