„In der Coronakrise sehen wir mehr denn je, dass es dringenden Handlungsbedarf gibt, wenn die medizinische Versorgung in Deutschland im Sinne aller zukunftsfähig bleiben soll“, heißt es in dem Brief der Vertreter der Ärzte in Weiterbildung sowie der jungen Fachärzte aus 19 Verbänden und Fachgesellschaften, der dem Deutschen Ärzteblatt vorliegt.
Momentan könne man beobachten, wozu die Medizin in Deutschland fähig sei, erklären die Sprecher des Bündnis Junge Ärzte, Mira Faßbach und Max Tischler. Notfallkapazitäten seien geschaffen, viele zusätzliche Beatmungsplätze eingerichtet und planbare Untersuchungen und Eingriffe verschoben worden. Auf den Intensivstationen kämpften die jungen Ärzte für das Wohl der Menschen – Seite an Seite mit erfahrenen Ärzten und Pflegenden.
"Es herrscht eine große Hilfsbereitschaft"
Es herrsche eine große Hilfsbereitschaft, weil es um alle gehe. „Dabei wird vor allem eines deutlich: Eine Medizin, die sich am Wohle des Menschen orientiert, wird besonderen Herausforderungen weit besser gerecht als die bisherige Medizin, die immer stärker von Kommerzialisierung und bürokratischen Hindernissen geprägt ist“, betonen die Nachwuchsärzte der verschiedenen Fachrichtungen.
Für sie ist deshalb klar, dass es nach der Krise kein „Weiter so“ geben dürfe. Patienten müssten – wie es in der derzeitigen Ausnahmesituation bereits geschehe – wieder konsequent vor der Profitorientierung rangieren, mahnen sie in ihrem Brief.
Insbesondere fordern sie ein Ende der Profitmaximierung im Gesundheitswesen. Menschen sollten keine Untersuchungen oder Behandlungen erhalten, nur weil diese ökonomisch lukrativ sind. Ferner sollten Bürokratieabbau und Digitalisierung vorangetrieben werden.
Darüber hinaus müsse Schluss sein „mit den endlosen Dokumentationen zur Begründung von medizinischen Selbstverständlichkeiten“. Zugleich mahnt das Bündnis Junge Ärzte eine gute Weiterbildung an, die jedoch nur mit einer ausreichenden Personalausstattung möglich sei.
„Wenn ältere Ärzte ihr Wissen und ihre Fähigkeiten nicht mehr an Jüngere weitergeben können, weil ihnen die Zeit dazu fehlt, stehen wir vor einem dramatischen Qualitätsverlust, der uns allen schadet“, schreiben sie und fordern Merkel und Spahn zum Dialog auf.