Innere Medizin und Gastroenterologie – Internistische Weiterbildung mit Spürsinn

Was gehört eigentlich alles zum Fachgebiet der Gastroenterologie, wie läuft die Weiterbildung genau ab und wie wird sich das Fach in Zukunft entwickeln? Darüber sprach Prof. Dr. Ruben Plentz (Bremen) auf dem Operation Karriere-Kongress in Hamburg. Im Interview erklärt er auch, warum Computerspieler in dieser Facharztweiterbildung Vorteile haben.

Prof. Dr. Ruben R. Plentz ist Chefarzt für Innere Medizin am Klinikum Bremen Nord. In seinem Vortrag auf dem Operation Karriere-Kongress in Hamburg stellte er den Fachbereich Gastroenterologie vor. | Stefanie Hanke

Herr Prof. Plentz, Sie haben auf dem Operation Karriere-Kongress in Hamburg die Innere Medizin und speziell die Gastroenterologie vorgestellt. Worum geht es in diesem Fachbereich konkret?

Prof. Ruben Plentz: Die Gastroenterologie basiert prinzipiell auf der Inneren Medizin – sie ist eine Sub-Spezialisierung und benötigt eine Basis-Weiterbildung in der Inneren Medizin als Voraussetzung. Ganz konkret liegt der Schwerpunkt der Gastroenterologie bei Erkrankungen, Störungen und Diagnostik in dem Bereich von Leber, Bauchspeicheldrüse, Speiseröhre, Magen, Dünndarm und Dickdarm.

Womit bekommt man es in diesem Fachbereich speziell zu tun?

Prof. Ruben Plentz: Es gibt drei große Säulen im Bereich der Gastroenterologie: Das sind einmal die Sonografie – dazu gehören auch die Kontrastmittel-Sonografie und sonografische Punktionsverfahren. Ein weiterer großer Schwerpunkt ist die Endoskopie – dazu gehören Untersuchungen wie Magen- und Darmspiegelungen, aber auch die Darstellung von Gallenwegen oder vom Bauchspeicheldrüsengang. Endoskopisch kann man zum Beispiel kleine Tumore und große Polypen entfernen. Damit kann man Patienten vielleicht eine Operation ersparen. Der dritte große Eckpfeiler ist die medikamentöse Tumortherapie, bei der man auch als Gastroenterologe Patienten chemotherapieren kann. In diesem Bereich betreuen wir verschiedene Tumorarten: Lebertumore, Bauchspeicheldrüsentumore, Tumore von Dünn- und Dickdarm, Magen- oder Speiseröhrentumore und auch seltenere neuroendokrine Tumore.

Was braucht man für Fähigkeiten, um in diesem Bereich ein guter Facharzt zu werden?

Prof. Ruben Plentz: Gastroenterologie ist nicht nur ein theoretisches Fach – es gehören auch jede Menge manuelle Fähigkeiten dazu. Bei Verfahren wie der Endoskopie oder der Endosonografie ist es wichtig, dass man manuell geschickt ist. Ich sage meinen Studenten und jungen Ärzten immer, dass es in diesem Bereich von Vorteil ist, wenn man in seiner Jugend viele Computerspiele gespielt hat. Wer mit dieser filigranen Arbeit nicht so viel anfangen kann – zum Beispiel mit einem Gastroskop oder einem Ultraschallkopf in der Hand – für den ist das Fach nicht so gut geeignet. Bei der Sonografie sind die Bilder meistens schwarz-weiß gehalten. Als Weiterbildungsassistent muss man vor allem sehr gute Kenntnisse der Anatomie mitbringen – das gilt auch für die Endoskopie. Man muss schon einordnen können, welchen Bereich und welches Organ man sich gerade anschaut. Und vor allem im onkologischen Bereich ist es wichtig, auch mit Patienten umgehen zu können, die vielleicht nicht mehr heilbar sind – da geht es auch um den Bereich der Palliativmedizin. Dazu gehört auch eine gewisse Empathie und die Fähigkeit, mit den Patienten und Angehörigen in so einer Situation einfühlsam sprechen zu können.

Innere Medizin

Endoskopie, Intensivmedizin, Onkologie, inflammatorische und autoimmunologische Erkrankungen sowie interdisziplinäre Zusammenarbeit mit der Viszeralchirurgie: die Gastroenterologie ist ein vielseitiges Fach.

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Wie läuft die Facharztausbildung ab?

Prof. Ruben Plentz:  Die Facharztweiterbildung Innere Medizin und Gastroenterologie basiert auf einer Basisweiterbildung – dem so genannten „common trunk“. Das sind 36 Monate, die man am Anfang erstmal durchlaufen muss. Dazu gehört, dass man für ein Jahr in die Notaufnahme muss – außerdem sollte man mindestens ein halbes Jahr auch intensivmedizinisch arbeiten. Die verbleibenden 18 Monate werden dann in die internistischen Sub-Abteilungen wie Kardiologie, Pneumologie und Gastroenterologie verteilt. Das hängt auch immer ein bisschen von der Klinik ab – wir haben in Bremen zum Beispiel keine eigene Nephrologie, das wäre aber auch ein Bereich, der dazugehört. Auch die Rheumatologie oder die Hämatologie gehören zur Inneren Medizin – und prinzipiell gibt es auch die Möglichkeit, in die Geriatrie zu rotieren. Das ist die Grundbasis. Und danach gibt es die Möglichkeit, sich nochmal 36 Monate weiter zu spezialisieren. Hier machen wir es so, dass wir die Assistenzärzte ein halbes Jahr in unserer onkologischen Tagesklinik mitarbeiten lassen. Danach gehen sie für ein Jahr in die Endoskopie und Ultraschalleinheit – das kann auch mit Unterbrechungen passieren. Die verbleibenden 18 Monate verbringen sie wieder auf der gastroenterologischen Station. Das ist in jedem Haus ein bisschen anders geregelt – aber die Rahmenbedingungen sind in Deutschland identisch.

Wie wird sich das Fach in Zukunft entwickeln?

Prof. Ruben Plentz: Ich denke, dass vor allem der Bereich der Tumortherapie künftig im Vordergrund stehen wird. Weltweit erkranken immer mehr Menschen an Krebs. Risiken wie Alkohol, Nikotin und Adipositas sind wichtige Themen. Gerade bei uns in der Gastroenterologie werden diese Patienten leider weiter zunehmen. Andere Erkrankungen, wie zum Beispiel Hepatitis C, konnten in den letzten Jahren immer besser behandelt werden. Diese Patienten werden wir im Krankenhaus wohl immer weniger sehen. Dafür wird es immer mehr Tumorpatienten geben. Im Krankenhaus haben wir es immer wieder auch mit Infektionserkrankungen zu tun. Andere Themen sind Entzündungen oder Schwächen der anderen Organe – beispielsweise der Bauchspeicheldrüse oder des Darms. Aber ich denke, dass die Zukunft in diesem Fachgebiet ganz klar bei den gastrointestinalen Tumorerkrankungen liegt – sowohl stationär als auch ambulant.

Warum haben Sie persönlich sich für die Gastroenterologie entschieden?

Prof. Ruben Plentz: Ich habe an der Medizinischen Hochschule Hannover Humanmedizin studiert. Während des Studiums habe ich mehr oder weniger zufällig an einer Veranstaltung der Endoskopie der MHH teilgenommen. Das hat mir schon als Student viel Spaß gemacht und ich fand es spannend, was man auch endoskopisch alles machen kann – auch im Bereich von Tumor-Therapien. Aber auch die verschiedenen Färbungen, Abtragungen und Therapieverfahren waren höchst interessant. Das lag auch an den Dozenten, die diese Veranstaltung angeboten haben – die fand ich irgendwie sehr sympathisch. Das war der Anfang meiner Spezialisierung und bis heute habe ich diesen Schritt nicht bereut.

Operation Karriere Hamburg, 15.06.2018. „Innere Medizin - Internistische Weiterbildung mit Spürsinn", Prof. Dr. Ruben R. Plentz, Chefarzt Innere Medizin II (Gastroenterologie, Onkologie, Pneumologie und Diabetologie) Klinikum Bremen Nord, Bremen

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