Ich kam, sah und bloggte – Aus dem völlig verrückten Leben eines (Not)arztes.

Exklusiv bloggt der Spiegel-Bestsellerautor Falk Stirkat für Operation Karriere. Er erzählt über seinen spannenden Alltag als Notarzt und riskiert einen Blick in die chirurgischen Praktiken des 18. Jahrhunderts. Heute: einer von 111 guten Gründen Arzt zu sein.

Hier bloggt Falk Stirkat

Grund 51: Weil die beruflichen Möglichkeiten in der Medizin fast keine Wünsche offen lassen

Es ist vielleicht schon angeklungen – als Arzt kann man im Grunde tun und lassen, was man will. Klar, im Rahmen seiner Möglichkeiten und Kompetenzen, aber die kann man ja im Laufe seines Lebens entwickeln oder anpassen. Ich kenne Kollegen, denen waren der tägliche Stress, die zwangsweise vorhandenen Hierarchien, die Bezahlung oder andere Kehrseiten der Arztmedaille einfach zu viel. Aber auch diese Mediziner müssen kein Leben als Barkeeper oder Reinigungskraft fristen, denn es gibt auch für nicht-klinisch tätige Ärzte unzählige Möglichkeiten des Broterwerbs, ja sogar der Karriereförderung. Und die sind manchmal sogar lukrativer als der Arztjob. Als Beispiele sind die Tätigkeit in der Pharmaindustrie oder der Beratungsbranche zu nennen. 

Mediziner, die Ärzte sein wollen, wiederum können sich für eine Vielzahl von Arbeitsplatzmodellen entscheiden. Zum einen ist die klassische Karriere im Krankenhaus möglich: Assistenzarzt, Facharzt, Oberarzt, Chefarzt. Wessen Geschmack das nicht wirklich trifft, der macht halt eine Praxis auf oder bietet seine Dienste als selbstständiger Honorararzt an. Es soll sogar den einen oder anderen Kollegen geben, der sich als Autor versucht.

Das Gute ist: Im Prinzip stehen all diese Türen immer offen. Es gibt genug Mediziner, die sich mitten im Berufsleben entscheiden, noch einen zusätzlichen Facharzt zu machen oder ihr Arbeitsmodell komplett über den Haufen zu werfen. Wir leben heute glücklicherweise in einer Zeit, in der berufliche Werdegänge nicht mehr so rigide vorgeschrieben sind. Wenn meine Oma von früher erzählt und auf dieses Thema kommt, dann bekomme ich immer zu hören, dass es unsittlich war, wenn man ständig seine Arbeitsstelle gewechselt hat – vom Tätigkeitsfeld ganz zu schweigen. Heute ist das kein Problem mehr, ja es gilt teils sogar als vorteilhaft, denn Erfahrung und variable Einsatzmöglichkeiten sind durchaus attraktive Einstellungsargumente.

Ich selbst habe nach zwei Jahren chirurgischer Tätigkeit festgestellt, dass mich dieses Fach, obwohl unglaublich interessant, nicht vollends befriedigt. Ich wollte einfach mehr wissen, mehr können, mehr tun, als täglich von früh bis spät im OP abzuhängen. Das ist überhaupt keine Kritik an Chirurgen – ich habe Hochachtung vor den Jungs, die das täglich durchziehen –, nur war das Ganze für mich persönlich zu eintönig, weshalb ich mich entschied, andere Wege zu gehen. Ein guter Freund von mir lernt gerade für seine Facharztprüfung im Fach Chirurgie. Nachdem er sie hoffentlich erfolgreich abgelegt hat, wird er sich in einem anderen Fach bewerben – vielleicht in der Anästhesie, vielleicht in der Inneren Medizin. Er möchte mehr erleben, sich nicht einengen lassen. 

Irgendwann muss man aber doch mal sesshaft werden, oder? Wie auch immer man diese Frage für sich selbst beantwortet, eines ist klar: Nach erfolgreich abgelegtem Staatsexamen bietet die Medizin unzählige Möglichkeiten. Man muss in seiner persönlichen und beruflichen Entwicklung nie stehen bleiben, kann sich immer neuen Herausforderungen stellen. Und selbst wer sich dafür entscheidet, in einem speziellen Fach sesshaft zu werden, ist damit keineswegs zum Stagnieren verurteilt. Das medizinische Wissen vermehrt sich täglich, und was noch vor fünf Jahren State of the Art war, ist heute manchmal schon veraltet. Kontinuierliche Fortbildungen sind somit nicht nur ein Recht, sondern sogar eine Pflicht für Ärzte. Denn ein guter Arzt ist nur der, der seinen Patienten immer die neuesten und besten Therapien anbieten kann.

Sie sehen also, dass es nie langweilig wird, dass Ärzte sich frei und in so gut wie alle Richtungen entwickeln können. Im Folgenden werde ich die größten Fachrichtungen kurz vorstellen. Klar, es gibt unzählige Fachrichtungen, Spezialisierungen und Subspezialisierungen, auf die ich nicht sämtlich eingehen kann. Aber das Buch heißt ja auch nicht »111 medizinische Fachrichtungen, die Sie unbedingt kennen müssen«, also konzentriere ich mich auf die Spezialisierungen, von denen ich denke, dass sie die Topscorer sind, die Grundlage für die abwechslungsreiche Arbeit als Arzt.

Quelle: 111 Gründe, Arzt zu sein: Eine Hommage an den schönsten Beruf der Welt. Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin 2016. 

Vita

Geboren 1984, arbeitet Falk Stirkat seit 2010 als Arzt. Seiner anfänglichen Tätigkeit in einer großen chirurgischen Klinik ging das Studium der Humanmedizin an der renommierten Karls-Universität in Prag voraus. Es folgten Ausbildungszeiten in Notaufnahme und Intensivstation. Heute arbeitet der Autor als Leiter einer großen Notarztwache. Von seinen Erfahrungen als Notarzt erzählt er in seinen Büchern ich kam, sah und intubierte und 111 Gründe, Arzt zu sein.

Rettungswagen

Wer später als Notarzt Einsätze fahren möchte, benötigt den so genannten Notarztschein. Voraussetzung hierfür ist eine entsprechende Ärztliche Zusatz-Weiterbildung in der Notfallmedizin.

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