Die Gespräche mit ärztlichen Kollegen ergeben meistens eine Innenschau der aktuellen politischen Lage, wie sie auf Mikroebene wahrgenommen wird, wobei es hier oft Diskrepanzen zwischen dem geschriebenen Wort der Medien und dem gesprochenen des Einzelnen gibt. Natürlich bestehen oft Überlagerungen, wie zum Beispiel bei Naturkatastrophen oder Wahlen, wie entsprechend oft auch über medizinzentrierte Themen wie Gesundheitsreformen oder Beschränkungen der Zuwanderung gesprochen wird, weil Zuwanderung letztlich auch das Gesundheitswesen betrifft.
Doch ein Thema habe ich in den letzten Jahren nur sehr selten vernommen, nämlich das des Krieges. Etwas scheint sich jedoch verändert zu haben, und spätestens seit 2016 wird über einen möglichen Krieg immer häufiger gesprochen. Zunächst war der Anlass, dass Geschwister oder Kinder meiner Kollegen als Reservisten eingezogen wurden, mittlerweile sprechen auch nicht direkt Betroffene über dieses Thema, manche sind der felsenfesten Ansicht, dass es bald Krieg gebe. Sie verweisen auf Truppen- und Materialverlagerungen innerhalb der USA hin zu internationalen Flughäfen und dann ins Ausland, auch wenn ich bisher keinen getroffen habe, der mir Details geben konnte.
Wird Nordkorea der Auslöser des nächsten Krieges sein? Sind es noch immer die Islamisten, dieses Mal eben in anderen Regionen wie Afghanistan oder Afrika? Geht es gegen die Russen zu Felde oder dann doch eher gegen die Chinesen? Meine Kollegen sind sich uneins, einige sprechen sogar von schwelenden inneramerikanischen Konflikten, auch wenn noch niemand von einem Bürgerkrieg bisher sprach.
Interessanterweise vernehme ich seit etwa dem gleichen Zeitraum ähnliche Stimmen von deutschen Kollegen und Bekannten. Krieg scheint auch in Europa in der Luft zu liegen, wobei hier die Medien dieses Thema noch weniger angehen als in den USA. Wenn überhaupt, dann wird dem US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump eine maßgebliche Rolle in einem möglicherweise stattfindenden Konflikt zugesprochen. Die Problemzonen werden etwa ähnlich gesehen wie in den USA.
Mich beunruhigt dieses Thema, nicht nur, weil ich selber im wehrfähigen Alter und als Arzt sowieso von Interesse für die Streitkräfte wäre, sondern auch mit Hinblick auf meine Kinder, Familie, Freunde, ja, alle. Ist unsere unbeschwerte Zeit vorüber? Ich hoffe, dass diese schwarze Wolke an uns vorüberzieht und dieses Thema wieder anderen wie der Gesundheitsreform Platz macht.
Alle Blog-Beiträge von Dr. Peter Niemann "Vom Arztdasein in Amerika" können hier nachgelesen werden.