Es ist wichtig, die Weiterbildungszeit nach den eigenen Vorstellungen und Präferenzen zu gestalten - denn hier werden viele Weichen gestellt. Zahlreiche Förderprogramme im In- und Ausland bieten Ärzten in Weiterbildung dafür Unterstützung. Aber welches Programm kommt für einen selbst in Frage? Um ein wenig Licht in dieses Dunkel zu bringen, gibt Prof. Dr. Nisar Malek aus Tübingen im folgenden Interview Einblicke in das Clinician Scientist-Programm der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e.V.
Wie ist das Clinician Scientist-Programm entstanden und welche Intention steckt dahinter?
Das Clinician Scientist-Programm (CSP) wurde 2016 zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in der Inneren Medizin durch die «Kommission Wissenschaft - Nachwuchsförderung» der Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM) aufgelegt. Intention des Förderprogramms ist die Unterstützung junger Wissenschaftler auf den verschiedenen Stufen ihres Karriereweges bis hin zur Etablierung einer eigenen Arbeitsgruppe und der erfolgreichen Habilitation. So sollen die für junge Mediziner notwendigen Freiräume geschaffen werden, um parallel zu ihrer Aus- und Weiterbildung zum Facharzt zeitintensive, grundlagenorientierte Forschungsprojekte durchführen zu können. Die CSP-Förderung stellt je Stipendiat bis zu 100 000 EUR zur Verfügung, um eine 50%-ige Freistellung für drei Jahre von den klinischen Aufgaben zu ermöglichen.
An wen richtet sich das Programm? Welche Voraussetzungen muss man mitbringen, um sich dafür zu bewerben?
Das Programm richtet sich an promovierte, wissenschaftlich interessierte Ärztinnen und Ärzte, die sich in der zweiten Hälfte ihrer Weiterbildung zum Facharzt für Innere Medizin befinden, wobei ein Forschungsprofil bereits deutlich erkennbar sein muss. Voraussetzung ist eine Anstellung an einer Universitätsklinik über die gesamte Laufzeit des Programms.
Um sich für ein Clinician Scientist-Stipendium zu qualifizieren, muss der Bewerber seine wissenschaftliche Fokussierung mit Bezug auf die Innere Medizin anhand eines entsprechend außergewöhnlichen Forschungsprogramms und einschlägiger Vorarbeiten darlegen. Die Auswahl der Bewerber erfolgt nach objektiven Kriterien zur wissenschaftlichen Exzellenz der bereits erbrachten Forschungsarbeit (Publikationen, Drittmitteleinwerbungen) und zum wissenschaftlichen Profil des Bewerbers im Hinblick auf Motivation, Innovations- und Weiterentwicklungspotenzial.
Wie ist das Programm aufgebaut? Schildern Sie kurz den Ablauf.
Kernelement des CSP ist die Freistellung von klinischen Aufgaben für bis zu 50% über maximal drei Jahre, um eine Schärfung des eigenen Forschungsprofils zu ermöglichen. In dieser Zeit kann das eigene Forschungsthema so weit etabliert werden, dass die Forschung anschließend durch Folgeanträge eigenständig weiter vorangetrieben werden kann. Das im Rahmen des CSP beantragbare Forschungsprojekt kann einen grundlagen-, krankheits- oder patientenorientierten Fokus aufweisen.
Ein wesentlicher Bestandteil des Programms ist außerdem die aktive Unterstützung und Karriereförderung durch die Heimatklinik des Clinician Scientist-Stipendiaten, welche einen habilitierten Mentor mit Bezug zum Forschungsfeld zur Verfügung stellt. Dieser erklärt sich zu einer intensiven Betreuung des Clinician Scientists und regelmäßigen Mentoring-Gesprächen bereit, um sowohl die wissenschaftliche Arbeit zu begleiten als auch die ärztliche Weiterbildung zu fördern.
Zum Erwerb weiterer wissenschaftlicher Kompetenzen und zur Karriereplanung wird das Programm durch ein Curriculum begleitet, dessen Kernbereich durch die Teilnahme an der DGIM-Förderakademie abgedeckt ist. Das Begleitcurriculum wird durch den Stipendiaten und dessen Mentor eigenständig erarbeitet und enthält sowohl an das eigene Forschungsfeld angepasste Maßnahmen als auch allgemeine Themengebiete, die von hoher Relevanz für die Grundlagenforschung in der Inneren Medizin sind (z.B. personalisierte Medizin, Academic Drug-Development, molekular-diagnostische Methoden, multimodale Bildgebung, Datenanalyse durch Bioinformatik und Systemmedizin etc.). Übergeordnete Fortbildungen sollen darüber hinaus Kompetenzen im Bereich Medizindidaktik und wissenschaftliches Schreiben schulen und über weitere Förderinstrumente informieren.
Welche Vorteile ergeben sich aus der Teilnahme?
Durch die Clinician Scientist-Stipendien wird die grundlagenorientierte Forschung besser in den Ausbildungsweg zum Internisten integriert und es wird eine Garantie freier Forschungszeit zur Bearbeitung herausragender Forschungsprojekte geboten. Diese Zeit können die jungen Internisten nutzen, um weitere Forschungsgelder zu beantragen und ein eigenständiges wissenschaftliches Profil zu etablieren, ohne dabei ihre Facharztausbildung wesentlich zu verzögern. Die Fördermaßnahme soll somit die Facharztausbildung zum Internisten attraktiver gestalten und ideale Voraussetzungen für wissenschaftliches Arbeiten schaffen. Gleichzeitig sollen die Clinician Scientist-Stipendien als Grundlage für weiterführende Forschungsvorhaben dienen, um langfristig den Weg zur Habilitation und einer akademischen Laufbahn zu unterstützen.
Welche Problemfelder/Herausforderungen haben sich im Laufe der Jahre herauskristallisiert?
Es ist im Moment noch zu früh, diese Frage nachhaltig zu beantworten. Wir werden nun zunächst die nächste Förderungsperiode im Jahr 2018 abwarten und dann auch eine erste Evaluation der bereits geförderten Stipendiaten machen. Außerhalb des CSPs sind wir schon ein wenig weiter, weil die DGIM schon seit längerem medizinische Doktoranden fördert, und können sagen, dass dieses Programm bereits zu vielen sehr guten Doktorarbeiten in der Inneren Medizin geführt hat.
Prof. Dr. Nisar Malek; Copyright: privat
Kontaktadresse: Prof. Dr. Nisar Malek, Medizinische Universitätsklinik Innere Medizin I, Otfried-Müller-Straße 10, 72076 Tübingen, Deutschland, Nisar.Malek@med.uni-tuebingen.de.
Alle Artikel aus der aktuellen Ausgabe von KARGER KOMPASS ONKOLOGIE können hier kostenfrei heruntergeladen werden.
Das Clinician Scientist-Programm (CSP) der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM)
Die DGIM schafft durch die Vergabe der drei Clinician Scientist-Stipendien ideale Voraussetzungen für wissenschaftliches Arbeiten und fördert dabei herausragende Forschungsprojekte – mehr Freiraum aufgrund von finanzieller Freiheit und Grundlage für weiterführende Forschungsvorhaben. Voraussetzung für die Aufnahme in das Programm, das 2016 von der «Kommission Wissenschaft –Nachwuchsförderung» initiiert wurde, ist eine nachgewiesene wissenschaftliche Fokussierung mit Bezug auf die Innere Medizin bzw. ihre Schwerpunkte, welche durch ein entsprechendes außergewöhnliches Forschungsprogramm und einschlägige Vorarbeiten dokumentiert ist. Eine Teilnahme in der AG «Junge Internisten der DGIM» wird empfohlen. Das im Rahmen des CSP beantragbare Forschungsprojekt kann im Bereich der grundlagen-, krankheits- oder patientenorientierten klinischen Forschung angesiedelt sein. Die vollständigen Ausschreibungsunterlagen finden Sie hier.