Fachrichtung wechseln - grundsätzlich machbar

Wer sich als Assistenzarzt oder Assistenzärztin mit der Wahl des Fachgebiets nicht mehr wohl fühlt, kann wechseln. Man sollte aber abwägen, wie ernst es einem ist, denn ein Wechsel erfordert Zeit und Energie.

Manchmal stellt man erst nach ein paar Jahren fest, dass einem das gewählte Fachgebiet nicht liegt. | Asier / stock.adobe.com

Es ist nicht ungewöhnlich, als Assistenzarzt oder -ärztin während der Facharztausbildung den Fachbereich zu wechseln. Über 80 Prozent der angehenden Fachärzte und Fachärztinnen sind nicht dort gelandet, wo sie es ursprünglich geplant hatten, sagte Dr. Annette Güntert, Geschäftsführerin der Bundesärztekammer. Grundsätzlich ist ein Wechsel mit einem Zeitverlust verbunden, denn die Jahre der Weiterbildungszeit werden einem nicht oder nur teilweise angerechnet. Will man als angehender Facharzt oder Fachärztin der Pathologie mit drei Jahren Berufserfahrung zum Beispiel in die Anatomie wechseln, kann man sich dort nur 12 Monate der Zeit in der Pathologie anerkennen lassen.  

Andererseits stehen dem Verlust von einigen Jahren Facharztweiterbildungszeit viele Berufsjahre gegenüber. Daher sollte jeder für sich genau abwägen, wie wichtig und richtig sich ein Wechsel anfühlt. Im Zweifelsfall kann man die ursprüngliche Weiterbildung auch fortführen. Denn die erworbenen Kenntnisse hat man sich attestieren lassen. Erst wenn zehn Jahre verstrichen sind, kann man sich die absolvierten Weiterbildungsabschnitte nicht mehr anrechnen lassen. 

Strategie in der Weiterbildung

Wie man bei der Wahl der "Fremdfächer" in der Facharztweiterbildung vorgeht, ist jedem selbst überlassen. Manche Assistenzärzte und Assistenzärztinnen beginnen direkt nach dem Studium mit dem Fremdfach, damit sie danach ihre gesamte Konzentration dem eigenen Fachbereich widmen können. Ein werdender Facharzt für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie absolviert zu Beginn seiner Ausbildung vielleicht lieber die zwölf Monate in dem laut der Weiterbildungsordnung möglichen Fachbereich der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, weil er dann die restlichen 48 Monate im eigentlichen Fachbereich bleiben kann und somit nicht aus dem laufenden Forschungsprozess gerissen wird.

Andererseits kann ein fachfremder Bereich mit einigen Jahren praktischer Berufserfahrung anders reflektiert werden. Denn jene "Fremdfächer", die einem Fachbereich zugeordnet sind, hängen thematisch ja meistens mit dem gewählten Schwerpunkt zusammen.

Um es auf den Punkt zu bringen: Ja, für alle, die sich mit ihrem Fachbereich unwohl fühlen, lohnt sich ein Wechsel. Lieber noch ein paar Jahre länger auf die ca. 1.000 Euro/brutto mehr im Monat verzichten, die man als angestellter Facharzt bekommt, als sein Leben lang mit dem eigenen thematischen Schwerpunkt hadern. 

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