"Wir müssen Strukturen schaffen, damit Teilzeit in der Weiterbildung möglich wird", sagte Lux in München. Bayern ist eines der Länder, die das bereits ermöglichen. Hier können sich Ärzte bis zur Hälfte der vorgesehenen Mindestweiterbildungszeit eine Teilzeitbeschäftigung in einem Umfang von mindestens zwölf Wochenarbeitsstunden anerkennen lassen. Doch die einzelnen Landesärztekammern sind autark und die Bestimmungen divergieren.
Auch im niedergelassenen Bereich forderte Lux eine "Flexibilisierung der Strukturen". "Es muss dahin gehen, dass sich mehrere Ärzte eine Stelle teilen, um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu gewährleisten." Die Bayerische Landesärztekammer bietet auch ein Wiedereinstiegsseminar für Ärzte und Ärztinnen an, die – zum Beispiel zur Kindererziehung – eine berufliche Auszeit nehmen, „aber mir geht es darum, dass Sie gar nicht erst aussteigen, sondern auch mit wenig Teilzeit weiterarbeiten.“
Nur wenige Ärztinnen in Führungspositionen
Lux selbst hat vor mehr als 30 Jahren in der Medizin angefangen und es „keinen Tag bereut“. Die Internistin und Endokrinologin arbeitet heute noch als Notärztin. Die Rahmenbedingungen in der Klinik und in der Niederlassung haben sich in den vergangenen Jahrzehnten grundlegend gewandelt. Aus der einstigen Männerdomäne Medizin ist ein Beruf geworden, den immer mehr Frauen ergreifen – allerdings noch nicht in Führungspositionen.
Im ärztlichen Bereich liegt die Frauenquote in Führungspositionen bei etwa 10 Prozent, im Chefarztbereich sind es noch weniger, sagte Lux. Fächer wie die Chirurgie müssten sich umorientieren und fragen: „Wie können wir gewährleisten, guten Nachwuchs zu haben?“ Work-Life-Balance, bessere Bezahlung durch Tarifverträge, flexible Arbeitszeiten – "die Kliniken sind auf einem guten Weg dorthin", ist sie überzeugt.
Nachwuchs für die Klinik begeistern
Einen Begriff, den Lux nicht mag, ist „Assistenzarzt“. „Sie sind kein Assistent des Oberarztes, sondern Arzt und haben eine Verantwortung und müssen sich immer im Interesse des Patienten entscheiden“, gab sie den jungen Ärztinnen und Ärzten mit auf den Weg. Sowohl in der Klinik als auch in der Niederlassung stehen die Berufschancen derzeit so gut wie lange nicht.
Assistenzärzte sollten einen Rotationsplan zur Facharzt-Qualifikation einfordern, doch auch die Kliniken müssen aktiv werden: Einarbeitungsseminare für ärztliche Mitarbeiter und Mitarbeiterführungsseminare gehören dazu. Außerdem sollten sie dem medizinischen Nachwuchs konkrete Karrierechancen in der eigenen Klinik bieten. Denn: „Sie müssen Karrierewege aufzeigen, damit sich die jungen Kollegen begeistern.“
Quelle: Operation Karriere Kongress München 2016, Impulsvortrag: Der Start als Arzt – Was Assistenzärzte in der Klinik erwartet, Dr. med. Heidemarie Lux, Vizepräsidentin der Bayerischen Landesärztekammer, München