Zu Beginn berichtete Dr. Thierry Rolling, Hamburg, von den Ergebnissen der zweiten Befragung internistischer WeiterbildungsassistenInnen von 2014. Vor allem die Struktur der Weiterbildungen wird kritisiert. Nur 22 Prozent wussten vor ihrer Weiterbildung, wohin sie wann rotieren werden. 78 Prozent hingegen hatten kein strukturiertes Curriculum. Dennoch gaben 86 Prozent der 1700 Befragten an, sie hätten die erforderten Inhalte erlernt. Mehr als ein Drittel der Befragten (36 Prozent) war jedoch wegen der undurchsichtigen Planung auch insgesamt unzufrieden mit der gesamten Qualität der Weiterbildung.
Die Weiterbildung und ihre verschiedenen Varianten spielen auch bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf eine wichtige Rolle. Obwohl immer noch mehr Frauen für die Kinder Zuhause blieben, sieht Rolling die Elternzeit nicht als Karrierekiller. Die zentrale Frage und möglicher Ansatzpunkt für Lösungen sei, ob die Motivation für eine Karriere fehle oder die vorherrschenden Bedingungen Beruf und Familie zur gleichen Zeit für Frauen nicht ermöglichen.
Aus eigener Erfahrung konnte Dr. Anne Sophie Teege berichten, die ihre internistische Weiterbildung derzeit noch absolviert. Während des Studiums bekam sie zwei Kinder und das dritte folgte während der Facharztausbildung. Alle drei Kinder waren geplant – auch in Bezug auf ihre Weiterbildung. Denn sie sagt ganz klar, nicht jede Weiterbildung ermöglicht es, sich gleichwertig um Kinder zu kümmern, halbtags oder in Teilzeit zu arbeiten. Eine Weiterbildung in der Chirurgie wäre für Teege durch ihre Kinder nie in Frage gekommen.
Kinder, Partner, Kollegen/Patienten, Freizeit, Gesellschaft und Karriere – das seien die untergeordneten Spannungsfelder, die in die Vereinbarkeit von Beruf und Familie vorkommen. Die Lösungen hierfür müssen sowohl auf institutioneller, als auch auf individueller Ebene realisiert werden. Institutionell müssen laut Teege mehr Stellen in Teilzeit angeboten werden. Individuell kann die Teilzeitplanung jedoch auch mit dem Partner erfolgen und die Arbeitszeiten beider Elternteile so gelegt werden, dass immer jemand für die Kinder da ist, wenn sie nicht in der Betreuung sind. Auch die Betreuung kann aufgeteilt werden in eine individuelle oder institutionelle Lösung. Wenn kein Kita-Platz zur Verfügung steht, kann individuell eine Au-Pair-Hilfe betreuen. Hier müssen jedoch auch immer die finanziellen Mittel verfügbar sein.
Aus der Sicht einer Chefärztin sprach Prof. Dr. Gabriela Riemekasten, Klinikdirektorin der Klinik für Rheumatologie und klinische Immunologie, Lübeck. Auch sie entschied sich für Kinder und die Karriere und konnte beides erfolgreich vereinbaren. Durch ihre eigenen Erfahrungen versucht sie, ihren Assistenzärztinnen die Arbeit in Teilzeit zu ermöglichen. An erster Stelle steht für Riemekasten der Austausch mit ihren Mitarbeitern und Rücksichtnahme. So können viele Probleme in der Weiterentwicklung verhindert werden, wenn sie früh angesprochen werden. Sind bereits mehrere Kolleginnen schwanger, sollte man versuchen, mit der eigenen Schwangerschaft noch zu warten.
Insgesamt stuft Riemekasten die Karriere genauso wichtig ein für die eigene Entwicklung wie die Familie. Eine Familie lehrt Führung und Mitgefühl – eine Eigenschaft, die auch im Beruf wichtig ist. Als arbeitende Mutter ist man für die eigenen Kinder ein Vorbild und lehrt der Gesellschaft, dass beides möglich ist, ohne die Kinder zu vernachlässigen. Es gebe viele Lebensentwürfe, den Kinderwunsch mit dem Beruf zu vereinbaren, doch es sei definitiv möglich, betont Riemekasten.