Von allen Folgen des Rauchens ist wohl diese Krankheit mit den unscheinbaren vier Buchstaben die sicherste. Und das nicht im Sinne von »Sicherheit«, ganz im Gegenteil. So gut wie jeder Raucher wird früher oder später an einer COPD erkranken und, so ihn nicht irgendetwas anders früher dahinrafft, auch an ihr sterben. Ungefähr 90 % aller Patienten sind Raucher, der Rest oft Menschen, die in ihrem Leben überdimensional große Mengen an Schadstoffen einatmen mussten, wie beispielsweise Minenarbeiter. Das Tückische an der Erkrankung: Ursache und Wirkung liegen meist Jahrzehnte auseinander. Das macht die Forschung über mögliche Auslöser natürlich unglaublich schwierig.
Trotzdem sollte uns das Wissen um die Krankheit die Diskussion um niedrige Feinstaubwerte in unseren Städten aus einem ganz anderen Blickwinkel sehen lassen. Aber was passiert da eigentlich genau? Stellen wir uns doch mal vor, wie so eine Lunge auf das Einatmen von Fremdkörpern reagieren könnte! Haben Sie sich schon mal verschluckt? Wahrscheinlich schon. Beim Verschlucken passiert eigentlich etwas ganz Ähnliches wie bei der Entstehung der COPD, nur in viel ausgeprägterer Form. Ein Nahrungsbolus, der eigentlich in die Speiseröhre soll, weicht vom Wege ab und verirrt sich in die Luftröhre. Das Ergebnis ist ein hässlicher Hustenanfall. Aber so unangenehm das auch ist – der Husten reinigt die Luftröhre und befördert den verschluckten Speisebrocken dahin, wo er hingehört. Diesen Reflex kann man auch nicht selbst unterdrücken, denn er dient dem Überleben.
Staubpartikel können nicht abgehustet werden
Das Gleiche passiert im Grunde, nur in viel kleinerem Maßstab, wenn der Mensch immer und immer wieder kleinste Staubpartikel einatmet. Dummerweise sind die viel zu winzig, um effektiv durch Husten wieder entfernt zu werden, weshalb sie an der Wand der kleinen und kleinsten Atemwege, also zum Teil sogar der Lungenbläschen, haften bleiben. Doch da gehören sie nicht hin! Was also tut der Körper? Denken Sie mal nach! Wie antwortet Ihr Körper, wenn Sie, sagen wir mal, eine Wunde an der Hand haben und die mit Schmutz kontaminieren? Na klar – eine Entzündung ist die Folge. Im Falle der Hand wird die wahrscheinlich sehr stark ausfallen, die Wunde könnte sogar eitern und den Einsatz von Antibiotika notwendig machen.
Bei der Lunge ist das etwas anders. Hier reagiert das Immunsystem nicht mit einer akuten, eitrigen Infektion, sondern mit einer chronischen. Kontinuierlich kämpfen die verschiedenen Immunzellen des Körpers gegen die winzigen Eindringlinge, von denen sie nicht so richtig wissen, was sie sind (um lebende Organismen handelt es sich ja nicht – die wären unter Umständen nämlich viel leichter zu erledigen), mit all ihren Möglichkeiten an. Das bedeutet, sie schütten Entzündungsstoffe und andere kleine Botenmoleküle aus, die die umgebenden Zellen dazu anhalten, sich gegen den »Dreck« in der Lunge zur Wehr zu setzen.
Dumm nur, dass sie dem eigenen Organismus (also Ihnen, dem Menschen) damit viel mehr Schaden zufügen als den Feinstaubpartikeln. Die interessiert das nämlich so gar nicht. Das Immunsystem des menschlichen Körpers ist in allererster Linie auf die Abwehr von Fremdorganismen wie Bakterien oder Viren spezialisiert. Und als solche werden die Feinstaubpartikel angesehen – einfach weil der Körper es nicht besser weiß. Nun sind die kleinen Krümelchen aber keine Mikroorganismen, sondern Mikroteilchen, weshalb sie sich einfach nicht am Angriff des Immunsystems stören. Weil sie aber so klein und zahlreich sind, schafft die Lunge es auch nicht, sich ihrer zu entledigen.