So, jetzt ist es soweit! Ich stehe im Aufzug zum 25. Stockwerk auf dem Weg zur CAMES - Copenhagen Academy for Medical Education and Simulation. Heute beginnt der erste obligatorische Kurs meiner Facharztausbildung zur Anästhesistin. Ich habe mich entschieden meinen Facharzt in Dänemark - im „Ärzte-Paradies“ - zu machen. Ich bin freudig gespannt, ein wenig nervös, nicht wie zu Studienbeginn oder vor dem mündlichen Staatsexamen, aber doch angespannt. Die 25 Menschen, auf die ich gleich treffe, werden mich und werde ich in den nächsten 4 Jahren auf dem gemeinsamen Weg bis zum Facharzt begleiten, in einem für deutsche Verhältnisse ziemlich eng vorgegebenem Rahmen.
Dieser Kurs hier ist ein Airway-Management Kurs. Vier Tage Pharmakologie, Workshop und Simulation. Am zweiten Tag ist Workshop-Tag mit Stationstraining und ich habe zum ersten Mal ein Skalpell in der Hand, um eine Koniotomi an einer Ziegen-Trachea auszuführen. Nachdem wir es einige Male versucht haben, benutzen wir die Leber des Tieres, um subkutanes Fett zu simulieren. Das Gefühl, dass ich das irgendwann mal brauchen könnte, finde ich nicht sehr prickelnd, denn ich stelle mir passende Notfallsituationen vor und es beklemmt mich ein wenig. Allerdings weiß ich auch aus meiner rettungsdienstlichen Erfahrung, dass man in der konkreten Situation dann automatisch handelt ohne darüber nachzudenken. Genau dafür sind diese Übungen extrem wichtig. Höchste Konzentration und gerne nochmal und nochmal und nochmal üben. Es wird ewig dauern, bis ich diese Gelegenheit noch einmal bekomme. Aber auch der dritte Tag gibt mir extrem viel. Wir haben Simulations-Tag! Im CAMES gibt es insgesamt 16 voll ausgestattete Simulationsräume mit einem Operator-Raum hinter einem Spiegel. Kaum hat man seine Instruktionen erhalten, hat man schon vergessen, dass der Patient kein richtiger Patient ist. Auch weil die Vitalwerte auf dem Monitor danach berechnet werden, welche Medikamente man in welcher Dosierung verabreicht. Nach jeder Simulation halten wir ein Debriefing, in welchem wir die Situation und die Entscheidungen durchsprechen und diskutieren, was wir hätten besser machen können.



Während der Pausen kann ich nicht genug vom Ausblick über Kopenhagen bekommen. An einem Tag haben wir schlechtes Wetter und befinden uns den ganzen Tag in einer dichten Wolke, aber an allen anderen Tagen kann man sogar bis Malmö sehen, die Øresundbrücke ist deutlich zu erkennen.
Am letzten Tag haben wir OSCE, Stationsprüfung (15 Stationen mit Simulationen, Handlungsabläufen und schriftlichen Prüfung, ohne dass wir durchfallen können). Hier beurteilen wir uns selbst, um festzuhalten, was wir gelernt haben und was wir eventuell nochmal vertiefen sollten. Aber die Stationsprüfung dient auch dem CAMES-Team zur Evaluierung des gesamten Kurses. Überhaupt wird hier viel evaluiert, es gibt einen Prä- und einen Abschlusstest, hauptsächlich um zu sehen, wieviel bei uns hängen geblieben ist und was man am Unterrichtsmodus verbessern könnte. Ein E-learning-Programm wurde etabliert, mit diesem haben wir uns schon vor dem Kurs mehrere Stunden beschäftigt. Die Art und Weise wie hier an die Organisation und Effektivität des Kurses rangegangen wird, imponiert mir. Nach den vier Tagen fühle ich mich deutlich besser auf mögliche Intubations- und/oder Masekenventilationsprobleme vorbereitet. Ich habe gelernt mögliche Probleme schon im Vorgespräch zu erkennen und zu benennen. Besser zu entscheiden, ob ich eine wache Fiberoptische Intubation einer guten Lagerung und Videolaryngoskop vorziehen sollte. Und meine Kollegen aus dem ganzen Land habe ich ganz nebenbei auch besser kennen gelernt. Mit in der Gruppe sind neben den Dänen auch Isländer (HU- HU-HU), Briten und Schweden. Sogar ein dänischer Kollege, der in Deutschland studiert hat, nimmt Teil :)