Arbeitsmedizin: "Sendung mit der Maus" für Mediziner

Fabriken, Restaurant-Küchen oder auch mal ein Orchester: Arbeitsmediziner verbringen ihren Tag nicht in der Klinik, sondern besuchen häufig die Arbeitsplätze anderer Menschen. Welche Aufgaben sie dort übernehmen, erfahrt ihr im Beitrag.

"Arbeitsmediziner unterstützen Beschäftigte dabei, an ihrem Arbeitsplatz gesund zu bleiben", erklärte Dr. Christina Roth beim Operation Karriere-Kongress in Heidelberg. | Hanke

Bei der Arbeitsmedizin geht es vor allem um Prävention: "Die beste Krankheit ist die, die nie ausbricht", sagte Dr. Christina Roth von der B.A.D Gesundheitsvorsorge und Sicherheitstechnik daher auch direkt zu Beginn ihres Vortrags beim Operation Karriere-Kongress in Heidelberg. Dabei bekommen Arbeitsmediziner in ihrem Job einen Einblick in ganz verschiedene Betriebe und Arbeitsumgebungen: "Das ist ein bisschen wie die 'Sendung mit der Maus' für Erwachsene", verglich Roth.

Berater und Experten für Gesundheit am Arbeitsplatz

Arbeitsmediziner treten unter anderem in diesen Bereichen als Berater und Experten auf:

  • Ermittlung von Gefährdungen
  • Erstellung von Präventionsprogrammen
  • Aufbau eines Erste-Hilfe-Konzepts im Betrieb
  • Aufbau des Arbeitsschutzes
  • Gesundheitsmanagement
  • Wiedereingliederung von Beschäftigten nach längerer Erkrankung

Dabei gibt es viele verschiedene Bereiche, in denen Arbeitsmediziner den Gesundheitsschutz der Mitarbeiter im Blick behalten:

Beispiel Hautschutz: Im Gesundheitswesen sind Hauterkrankungen die Berufskrankheit Nr. 1 – durch das ständige Desinfizieren, Händewaschen und das Tragen von Handschuhen können Dermatosen ausgelöst werden. Aber beispielsweise auch KFZ-Mechaniker, die viel mit Schmierstoffen zu tun haben, können Probleme mit der Haut bekommen. Arbeitsmediziner arbeiten in diesen Fällen gemeinsam mit den Betroffenen individuell angepasste Hautschutzpläne aus.

Beispiel Ergonomie: Die wenigsten Büro-Arbeitsplätze sind wirklich ergonomisch gestaltet – die wenigsten Menschen sitzen am Schreibtisch so, dass es nicht schädlich für die Haltung ist. Arbeitsmediziner helfen hier, indem sie Unternehmen und Beschäftigte beraten und dabei unterstützen, Büroarbeitsplätze ergonomischer zu gestalten. Aber auch die Berufsfeuerwehr lässt ihre Einsatzfahrzeuge auf Ergonomie prüfen und wird dabei von Arbeitsmedizinern beraten.

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Beispiel Lärmschutz: Das Thema Lärmschutz ist ebenfalls für die Berufsfeuerwehr relevant – hier prüfen Arbeitsmediziner, ob die Feuerwehrleute Hörschäden vom Lärm der Sirene davontragen können. Und auch in einem Orchester ist das Thema Lärmschutz relevant: So können beispielsweise Streicher, die während eines Konzerts mehrere Stunden vor den Bläsern sitzen, Hörschäden bekommen.

Beispiel reisemedizinische Prävention: Reisemediziner beraten Unternehmen, die ihre Mitarbeiter ins Ausland entsenden. Dabei ganz unterschiedliche Szenarien: vom Monteur, der monatelang in einem Regenwald Kraftwerke montiert, bis hin zu Managern, die als Vielflieger an verschiedene Standorte gerufen werden. Die Reisemediziner beraten auch, was nötige Impfungen und die Rettungsketten vor Ort betrifft.

Beispiel Infektionsschutz: Aber das Thema Impfen ist nicht nur bei Auslandsreisen wichtig: Reisemediziner kontrollieren beispielsweise auch die Impfausweise von Erzieherinnen (z.B. Masernschutz etc.) oder Forstwirten (FSME).

Arbeitsmedizin – vielseitig und interdisziplinär

Roth zeigte in ihrem Vortrag neben der Vielseitigkeit auch noch weitere Aspekte auf, die die Arbeitsmedizin zu einem attraktiven Fach machen:

  • Beschäftigte dabei unterstützen, am Arbeitsplatz gesund zu bleiben
  • Expertise in allen Fragen des Gesundheitsschutzes und der Gesundheitsförderung
  • eigenverantwortlich und selbstständig arbeiten
  • in einem interdisziplinären Team arbeiten
  • unterschiedliche Unternehmen unterschiedlicher Branchen und Größen beraten
  • einen Job haben, der "alle Türen öffnet"
  • keine Nacht- und Wochenendarbeit, flexible Arbeitszeiten

Quelle: Operation Karriere Heidelberg, 7.12.2019, Vortrag: "Arbeitsmedizin – Eckpfeiler der Prävention", Dr. Christina Roth, B.A.D Gesundheitsvorsorge und Sicherheitstechnik GmbH, Bonn.

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