COPD-Patienten plagen allerdings zusätzlich häufig wiederkehrende Bronchitiden, also Entzündungen der unteren Atemwege. Die gehen dann mit Husten, Auswurf und oft auch Fieber einher. Treten diese Symptome vermehrt auf, dann winkt früher oder später eine sogenannte spirometrische Untersuchung. Dabei muss der Patient ganz tief einatmen, um dann so intensiv wie möglich durch eine Art Strohhalm wieder auszuatmen. Der Doktor, entweder der Lungenfacharzt oder der Hausarzt selbst, kann dann sehen, ob die ganze eingeatmete Luft wieder aus der Lunge entweichen kann oder ob sie nur langsam wieder herauskommt.
Je nach Ergebnis sollte dann schon frühzeitig mit einer Therapie begonnen werden. Denn eines ist klar: Heilen kann man die COPD nicht. Man kann nur ihren Fortschritt aufhalten und versuchen, die angerichteten Schäden im Rahmen zu halten. Gestoppt werden kann der Krankheitsprozess allerdings nur durch einen sogenannten Expositionsstopp, was nichts anders bedeutet, als dass man mit dem Rauchen aufhören muss. Leider schaffen das nicht alle, und so schreitet die Erkrankung bei vielen Patienten trotz Therapie kontinuierlich fort. Irgendwann sind die Lungenbläschen zerstört und durch die andauernde Entzündung funktionslos geworden. Ärzte sprechen hier, wie gesagt, vom Lungenemphysem, ebenjener Überblähung der Lunge mit Luft, die man auf dem Röntgenbild als große schwarze Felder sehen kann.
Dabei handelt es sich genau um jene Areale, die ihre Funktion verloren haben und dem Gasaustausch deshalb nicht mehr zur Verfügung stehen. Die Atemnot der Betroffenen wird immer schlimmer. Ab einem gewissen Zeitpunkt ist das Leben ohne einen Sauerstoffkonzentrator kaum noch möglich, und die Menschen sind entweder an die Wohnung gefesselt oder müssen ständig eine Sauerstoffflasche mit sich rumschleppen. Zwar versucht man, die Atemwege mit bestimmten Sprays zu öffnen und somit das gefährliche »Air Trapping« im Zaum zu halten. Heilen kann man die Erkrankung damit aber nicht. Setzt sich auf die so schlimm vorgeschädigte Lunge dann eine Infektion, kann das tödlich sein. Auch andere Faktoren wie ein plötzlicher Temperaturwechsel, bestimmte Allergene und andere Stoffe können einen COPD-Anfall auslösen, bei dem sich die kleinen Atemwege kritisch verengen. Für solche Fälle werden den Patienten Notfallsprays verschrieben, die ganz schnell gegensteuern können. Aber trotz aller medizinischer Möglichkeiten – die COPD ist eine ernst zu nehmende und reelle Gefahr für die Erkrankten und führt leider nicht selten zum Tod.
Vita
Geboren 1984, arbeitet Falk Stirkat seit 2010 als Arzt. Seiner anfänglichen Tätigkeit in einer großen chirurgischen Klinik ging das Studium der Humanmedizin an der renommierten Karls-Universität in Prag voraus. Es folgten Ausbildungszeiten in Notaufnahme und Intensivstation. Heute arbeitet der Autor als Leiter einer großen Notarztwache. Von seinen Erfahrungen als Notarzt erzählt er in seinen Büchern ich kam, sah und intubierte und 111 Gründe, Arzt zu sein. Im März 2017 ist sein neues Buch "Was uns krank macht" im Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag erschienen.