Auf einen Blick: Facharzt-Weiterbildung Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie
Definition: Die Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie beschäftigt sich mit Eingriffen, die aus funktionellen oder ästhetischen Gründen vor allem am sichtbaren Teil des Körpers vorgenommen werden. Dabei werden Körperformen und sichtbar gestörte Funktionen wiederhergestellt oder verbessert. Darunter fallen beispielsweise Rekonstruktionen nach Unfällen oder Tumoren, aber auch die Schönheitschirurgie.
Dauer: Die Facharzt-Weiterbildung in der Plastischen und Ästhetischen Chirurgie dauert 72 Monate. Davon müssen jeweils 6 Monate in der Intensivmedizin und in der Notfallaufnahme abgeleistet werden. Bis zu 12 Monate können in anderen Gebieten erfolgen.
Anzahl der Fachärzte: In Deutschland gibt es 797 Fachärzte für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie. Davon sind 745 berufstätig. 252 arbeiten ambulant und 450 stationär in einer Klinik.
Der Begriff "plastische" Chirurgie stammt aus der bildenden Kunst: Hier steht "Plastik" für eine Skulptur, die durch das Modellieren eines Materials wie beispielsweise Ton entsteht. Diese Definition umreißt schon ziemlich genau, worum es in diesem Fachgebiet geht: Die Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie modelliert in gewisser Weise die Körper der Patienten. Dabei greift es aber zu kurz, die Plastische Chirurgie mit reiner Schönheitschirurgie gleichzusetzen. In der Facharzt-Weiterbildung liegt der Schwerpunkt deutlich stärker auf den rekostruktiven Eingriffen, bei denen verlorengegangene Funktionen des Körpers operativ wiederhergestellt werden – beispielsweise nach Verletzungen, Tumorentfernungen oder Fehlbildungen.
Ein Teilbereich der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgie ist die Verbrennungschirurgie. Hier geht um die Behandlung von Haut, die verbrüht, verbrannt, verätzt, durch Strom oder durch Blitzschlag verletzt wurde. Vor allem bei schweren Verletzungen wie z.B. tief zweitgradigen und drittgradigen Verbrennungen können Chirurgen dieses Fachgebiets helfen – beispielsweise mit einer Hauttransplantation. Neben einer ästhetischen Behandlung, bei der Brandmale und Narben entfernt werden, geht es auch um die Wiederherstellung der Bewegungsfunktionen, beispielsweise bei Brandwunden an den Händen.
Apropos Hände: Die Handchirurgie ist ein fächerübergreifendes Spezialgebiet der Plastischen Chirurgie und der Orthopädie und Unfallchirurgie. Die Plastische Chirurgie ist in diesem Zusammenhang vor allem wegen der gewebeschonenden, atraumatischen Operationstechnik wichtig: Denn bei den Händen liegen viele Feinstrukturen wie Sehnen, Nerven und Blutgefäße dicht beieinander. Deshalb spielen mikrochirurgische Techniken hierbei eine wesentlich größere Rolle als im Bereich anderer Körperregionen.
Fachärzte für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie brauchen neben geschickten Händen auch gute kommunikative Fähigkeiten. Denn sie arbeiten eng mit Kollegen aus anderen Fachrichtungen zusammen: Beispielsweise bei Brustoperationen mit der Gynäkologie, bei Gesichtsoperationen mit der HNO-Heilkunde oder der MKG-Chirurgie. Und auch die Beratung von Patienten spielt in diesem Fachgebiet eine große Rolle. Schließlich bringt jeder operative Eingriff Risiken mit sich – das bedeutet vor allem bei ästhetischen Operationen ein gründliches Abwägen zwischen Nutzen und Risiko. Der Patient sollte genau über die Erfolgsaussichten und möglichen Komplikationen aufgeklärt werden. Nur wenn seine Erwartungen an das Ergebnis des Eingriffs realistisch sind, kann die Operation auch zu einem besseren Körpergefühl und mehr Lebensqualität führen.
Denn gerade in der Ästhetischen Chirurgie geht es häufig um eine Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper: Vermeintliche Makel wie abstehende Ohren oder tiefe Falten können das Selbstwertgefühl der Patienten mindern und so zu psychischen Beschwerden führen. Während Operationen an diesen Merkmalen dabei für die Ärzte Routineeingriffe sind, lehnen seriöse Chirurgen den Wunsch nach reinen Lifestyle-Operationen wie „Katzenaugen“ oder grotesk großen Brüsten ab.
Die Weiterbildung Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie im Überblick
Dauer der Weiterbildung
Die Weiterbildungszeit in der Plastischen und Ästhetischen Chirurgie beträgt 72 Monate bei einem Weiterbildungsbefugten in einer Weiterbildungsstätte, davon
- müssen 48 Monate in Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie abgeleistet werden
- müssen 6 Monate in der Notfallaufnahme abgeleistet werden
- müssen 6 Monate in der Intensivmedizin abgeleistet werden
- können zum Kompetenzerwerb bis zu 12 Monate Weiterbildung in anderen Gebieten erfolgen
Inhalte der Weiterbildung
Übergreifende Inhalte
- Wesentliche Gesetze, Verordnungen und Richtlinien
- Chirurgische Techniken und Instrumentengebrauch, insbesondere Inzision, Präparation, Retraktion, Naht- und Knotentechniken einschließlich Laseranwendung unter Berücksichtigung der verschiedenen Gewebestrukturen
- Chirurgische perioperative Behandlung einschließlich Vorbereitung, Lagerungstechniken, Nachsorge und Komplikationsmanagement sowie Indikationsstellung zu weiterführenden Maßnahmen
- Techniken der temporären Ruhigstellung und Fixationsverbände
- Prophylaxe, Diagnostik und Therapie von Thrombosen
- Wundheilung und Narbenbildung
- Wundmanagement und stadiengerechte Wundtherapie sowie Verbandslehre einschließlich verschiedene Wundauflagen, Unterdruck- und Kompressionstherapie
- Defektdeckung bei akuten und chronischen Wunden
- Grundlagen der medikamentösen Tumortherapie
- Basisbehandlung palliativmedizinisch zu versorgender Patienten
- Scoresysteme und Risikoeinschätzung
Lokalanästhesie und Schmerztherapie
- Lokal- und Regionalanästhesien
- Abklärung peri- und postoperativer Schmerzzustände
- Diagnostik und Therapie nach dokumentierten Schmerztherapieplänen
- Behandlung von Patienten mit komplexen Schmerzzuständen
- Injektionen und Punktionen
Notfall- und Intensivmedizin
- Erkennung und Behandlung akuter Notfälle einschließlich lebensrettender Maßnahmen
- Kardiopulmonale Reanimation
- Pathophysiologie von schweren Verletzungen, des Polytraumas und deren Folgen
- Indikationsstellung zur Notfall-Laparotomie und Thorakotomie
- Überwachung, Monitoring, Dokumentation und Betreuung von intensivmedizinischen Patienten
- Differenzierte Beatmungstechniken
- Atemunterstützende Maßnahmen bei intubierten und nicht-intubierten Patienten
- Beatmungsentwöhnung bei langzeitbeatmeten Patienten
- Mitbehandlung bei septischen Krankheitsbildern
- Pharmakologie der Herz-Kreislauf-Unterstützung
- Infusions-, Transfusions- und Blutersatztherapie, enterale und parenterale Ernährung
- Zentralvenöse Zugänge (Richtzahl: 20)
- Arterielle Kanülierung und Punktionen
- Thorax-Drainage
- Legen eines transurethralen und/oder suprapubischen Katheters


