BDI: Mehr Struktur in der Weiterbildung

Laut einer aktuellen Umfrage sind viele Assistenzärzte mit ihrer Ausbildung unzufrieden. Prof. Dr. Michael Denkinger, Ulm, stellte auf der 122. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) das Projekt "Mastertrainernetz Weiterbildung" des BDI vor, das Abhilfe schaffen soll.

Prof. Michael Denkinger

Prof. Michael Denkinger zeigte die Vor- und Nachteile der Weiterbildung in Deutschland auf. | Reinhart

Der Arztberuf befinde sich nicht zuletzt durch die Ökonomisierung in einer Identitätskrise. Es sei auch eine Weiterbildungskrise, sagte Prof. Dr. Michael Denkinger, Chefarzt und Ärztlicher Direktor an der Agaplesion Bethesda Klinik in Ulm. Als Fallstricke der Weiterbildung nannte Denkinger das Fehlen eines festen Weiterbildungsplans, keine Transparenz bezüglich eingehaltener Auflagen in der Weiterbildung sowie die steigende Arbeitsbelastung durch Dokumentation, Verschlüsselung, Qualitätsmanagement uvm.

„Die Arbeitszeit ist kürzer geworden, die Ausbildungszeit damit auch“, sagte Denkinger. Der zunehmende Anteil doppelt berufstätiger Eltern (nicht Feminisierung) bringe mehr Teilzeitstellen und einen höheren Organisationsaufwand. Der Ärztemangel führe zu nicht besetzten Stellen bei unveränderter Arbeit. Trotzdem würden die Weiterbildungsrichtlinien nahezu unverändert übernommen.

Stärken und Schwächen der Weiterbildung in Deutschland

Zu den Stärken der Weiterbildung in Deutschland zählt Denkinger den uneingeschränkten Zugang zur Weiterbildung, da keine Notenselektion vorgenommen wird, sowie den Facharzt als Regelverbleib und den frühen Zugang zu anspruchsvollen Verfahren. Demgegenüber stünden allerdings einige negative Faktoren. So werde die internationale Forschung ignoriert, es geben keine spezifische Qualifikation der Weiterbilder und eine unsystematische und unzuverlässige Weiterbildungspraxis. „Die Weiterbildungsordnung ist strukturkonservativ, überfrachtet und familienfeindlich“, sagte Denkinger. Dazu gebe es keine Kultur der systematischen und lernfördernden Leistungsreflexion.

„Unser Projekt, das Mastertrainernetz Weiterbildung, belässt 80 Prozent der traditionellen Weiterbildung, wie sie ist. 20 Prozent werden in eine strukturierte Weiterbildung übersetzt“, erklärte Denkinger. Es handele sich um einen direkten Ansatz vor Ort, der die Weiterbildung zunächst ohne zusätzliche Finanzmittel verbessern könne. Die fachübergreifende Zusammenarbeit sei zudem ein politisches Signal. Die Ausbildung zum Mastertrainer dauert zwei Tage plus eine Phase der Supervision, der Maximalaufwand beträgt drei Arbeitstage.

Strukturierung der Weiterbildung

Einfache und alltagstaugliche Instrumente zur Strukturierung der Weiterbildung sollen implementiert werden. Die Weiterbildung lasse sich unter Klinikbedingungen nicht wie an der Universität durchorganisieren: „Weiterbilder und Assistenten wollen erst einmal im Alltag klarkommen.“ Die strukturierte Weiterbildung lässt die Dinge grundsätzlich so, wie sie sind, und setzt an wenigen, wichtigen Punkten an.

Die Basiselemente sind eine interne Qualitätssicherung, die Ausbildung der Weiterbilder, ein Kerncurriculum, Lernstandsrückmeldungen und Jahresgespräche, qualifiziertes Leistungsfeedback sowie ggf. ein Logbuch. Während der Ausbildung wird mit den Assistenten und Oberärzten eine Ist-Analyse durchgeführt. Im Kerncurriculum sind Arbeitsanweisungen hinterlegt, er stellt eine flexible Sollvorgabe eines klinikeigenen Plans dar. Testate und Lernstandsrückmeldungen sorgen für die Qualitätssicherung.

Quelle: Denkinger, Prof. Dr. Michael: "Klinische Weiterbildung zwischen Wunsch und Wirklichkeit – Wie soll das noch gehen?", Vortrag auf der 122. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin, 9. bis 12. April 2016, Mannheim.

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