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Bei
einer Online-Umfrage des Hartmannbundes wurden Assistenzärzte nach ihrem Klinikalltag befragt. An der Umfrage nahmen über 1.300 Assistenzärzte und Assistenzärztinnen von Dezember 2016 bis Januar 2017 teil. 36,1 Prozent der Befragten haben bis zu einem Jahr Berufserfahrung. 24,2 Prozent arbeiten seit ein bis zwei Jahren. 20,4 Prozent sind bis zu vier Jahre in der Klinik tätig.
eGrafik 1/Deutsches Ärzteblatt
1. Grund: Arbeitsbedingungen sind nicht zufriedenstellend
Ihren
Arbeitgeber konnten die Befragten mit Schulnoten von 1 (=sehr gut) bis 5 (=mangelhaft) bewerten. Rund ein Drittel der Befragten (32 Prozent) bewerteten ihren Arbeitgeber mit „befriedigend". Ein Fünftel der Befragten gaben dem Arbeitgeber nur ein „ausreichend".
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2. Grund: Trotz Krankheit wird gearbeitet
Auch
wurden die Teilnehmer gefragt, ob sie schon einmal zur Arbeit gegangen sind, obwohl sie krankheitsbedingt eigentlich nicht dazu fähig waren. Hierauf antworteten 1015 der Befragten mit „Ja" (76,2 Prozent). Nur rund ein Viertel (23,8 Prozent) antwortete auf diese Frage mit „Nein".
eGrafik 10/Deutsches Ärzteblatt
3. Grund: Kaum einer will mehr Chefarzt werden
Nach
ihrem Karriereziel gefragt, war es für die Teilnehmer am attraktivsten als niedergelassener Arzt in einer Gemeinschaftspraxis zu arbeiten (29,2 Prozent). Jeder vierte strebte einen Oberarzttitel an (23,5 Prozent). Nur 37 der befragten Assistenzärzte und -ärztinnen wollten Chefarzt werden (2,9 Prozent), was wiederum ein schlechtes Licht auf das Betriebsklima wirft. Denn wenn eine Führungsposition für eine überwiegende Mehrheit nicht erstrebenswert ist, bedeutet dies, dass es sich offenbar nicht lohnt Verantwortung zu übernehmen.
eGrafik 3/Deutsches Ärzteblatt
Grund 4: Es ist die Regel, Überstunden zu machen
26,1 Prozent
der Teilnehmer gaben an, bis zu fünf Stunden in der Woche zusätzlich zu arbeiten. 35 Prozent kommen auf bis zu 10 Stunden extra. 3,5 Prozent der Teilnehmer berichten von mehr als 20 Stunden zusätzlich pro Woche. Hierbei sind Orthopäden, Unfallchirurgen und Internisten besonders betroffen, Ärzte keiner anderen Fachrichtung müssen so viel Mehrarbeit leisten wie sie.
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5. Grund: Mehrarbeit wird nicht vergütet
Besonders
heikel: Jeder Zweite wurde vom Arbeitgeber schon einmal direkt oder indirekt aufgefordert, Überstunden nicht zu dokumentieren. 618 Teilnehmern (52 Prozent) ist dies passiert.
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6. Grund: Zeiterfassung ist nicht objektiv
Bei
den Befragten ist das Misstrauen, was die Dokumentation der Arbeitszeit angeht, groß. Zwei von drei Teilnehmern (65 Prozent) glauben, dass ihre Arbeitszeit von Arbeitgeber nicht objektiv erfasst wird.
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7. Grund: Viele Assistenzärzte haben die Opt-Out-Regelung unterschrieben
Mit
der Opt-Out-Regelung erklärt man sich damit einverstanden, im Bedarfsfall mehr als die gesetzlich vorgeschriebenen 48 Stunden pro Woche zu arbeiten. 39,3 Prozent der Teilnehmer unterschrieben die Opt-Out-Regelung. 23,8 Prozent verweigerten sich einer Unterschrift, 36,9 Prozent der Teilnehmer wurde die Regelung nicht vorgelegt.
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8. Grund: Bereitschaftsdienste zu leisten ist normal
Gefragt
wurde auch, wie viele Bereitschaftsdienste durchschnittlich im Monat gemacht werden. Am häufigsten wurde angegeben, dass es vier Dienste im Monat sind (18,7 Prozent). Oft werden aber auch fünf Dienste (15,1 Prozent) oder sechs Dienste (12,5 Prozent) geleistet. 12,2 Prozent der Befragten gaben an, keine Dienste machen zu müssen, 1,6 Prozent haben mehr als zehn Dienste pro Monat.
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9. Grund: Bürokratie schluckt zu viel Zeit
Nur
6,5 Prozent der Befragten wenden bis zu eine Stunde am Tag für die Dokumentation auf. Wesentlich größer ist der Anteil jener, die täglich bis zu drei Stunden an den Patientenprotokollen sitzen (34,7 Prozent). 36,5 Prozent der Befragten gaben an, täglich mehr als drei Stunden Protokolle schreiben zu müssen.
eGrafik 9/Deutsches Ärzteblatt
10. Grund: Assistenzärzte schlafen schlecht
Jeder
dritte Teilnehmer gab an, unter Schlafmangel zu leiden. Dabei nimmt die Qualität des Schlafs bei zunehmender Mehrarbeit ab. 12,9 Prozent der Teilnehmer haben bereits gesundheitliche Beeinträchtigungen, 29,6 Prozent machen sich Sorgen, dass sie in Zukunft welche haben werden. Nur jeder vierte Befragte antwortete, dass es ihm gesundheitlich gut geht.
Der Vorsitzende des Hartmannbundes, Dr. med. Klaus Reinhardt, macht schon lange auf die problematische Situation in Kliniken aufmerksam. „Überrascht hat mich allerdings die Deutlichkeit der Umfrageergebnisse, die ich in weiten Teilen als erschreckend empfinde und als einen Hilferuf der jungen Ärztegeneration verstehe, so nicht mehr arbeiten zu wollen", sagte Reinhardt dem Deutschen Ärzteblatt. Es sei dringend notwendig mit den Klinikbetreibern nicht nur über Gehälter, sondern auch über die Arbeitsbedingungen zu sprechen.